Die Boote sind über das Meer gereist, sie wurden kaputt und zerschlissen angespült, sie wurden von den Felsen gerettet, vorbereitet und mit neuem Sinn nach Berlin geschickt. Der dritte Teil der mimycri Reise erkundet die Transformation dieser Boote zu Taschen.
Spüren und Fühlen
Wenn die Kisten geöffnet werden, rast das Mittelmeer in unser Berliner Atelier. Kräftige Meeresluft füllt den Raum.
Beim Auspacken und Organisieren des Materials, strahlt das Atelier mit allen Farben des Regenbogens - jede von einem anderen Boot mit einer anderen Geschichte. Die Furchen im Material sind Zeugen turbulenter Stürme. Die Griffe erinnern daran, dass Menschen sich an ihnen festgehalten haben, um sicher zu sein. Dieses Material erzählt die Geschichte von Menschen auf der Flucht, Neuankommende in einem neuen Land, auf der Suche nach einem neuen Zuhause.
Der Prozess ist noch ganz am Anfang - das Material ist hier und hat eine positive Zukunft vor sich: Es wird von den Expertenhänden unserer Schneider Abid und Khaldoun bearbeitet werden. Das Gummi wird gesäubert, getrocknet, vermessen, gedreht und wieder gemessen, zugeschnitten, gefaltet und genäht. Ecken werden gemacht, Träger angebracht und Reißverschlüsse mit Präzision gesichert.
Eine Geschichte in jedem Stich
Jedes Schlauchboot wird von einem Hoffnungsträger in ein funktionales und proaktives Produkt umgewandelt. Die Hände, die das Material in Taschen umarbeiten sind erfahrene Restauratoren, da sie selbst ihre Leben neu aufbauen mussten. Khaldouns und Abids Arbeit, Gummimaterial in Taschen umzugestalten, gibt ihnen die Möglichkeit Teile des Lebens wiederzubeleben und zu erneuern, die oft vergessen werden.
Dieser Teil der mimycri Reise, wenn auch handwerklich, ist ein künstlerisches Unterfangen. Hier nimmt die Magie des Storytellings Gestalt an. Im mimycri Atelier wird Geschichte bewahrt und erzählt. Die Taschen erzählen die Geschichten von Menschen, die voller Hoffnung, Ambition und Fähigkeiten in Europa ankommen. Die Entscheidung, Produkte zu designen die jeden Tag genutzt werden heißt, dass man eine tägliche Erinnerung erhält sich für eine inklusivere, hoffnungsvollere Gesellschaft stark zu machen.
Wir nähen stärkende Bedeutung in Material, das weit um die Welt gereist ist, um geflüchtete Menschen zu ehren. Es ist tägliche Kreativarbeit, mit der wir unsere Perspektive erweitern und uns nicht nur auf das, was verloren ist, fokussieren. Sondern auch auf die Vielfalt, die wir gewinnen.
Photo Credits to Judith Affolter
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